Gefährliche Täuschung by Kornbichler Sabine

Gefährliche Täuschung by Kornbichler Sabine

Autor:Kornbichler, Sabine
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492966337
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2014-02-16T16:00:00+00:00


16

Sollte ich der Kripo tatsächlich von der Hütte erzählen? Diese Frage beschäftigte mich während des gesamten Wochenendes. Laurenz hatte sich der Überzeugung meines Vaters angeschlossen und bearbeitete mich in dieser Richtung. Er meinte, es würde kein gutes Licht auf mich werfen, sollte die Sache ohne mein Zutun herauskommen.

Ich war hin und her gerissen. Das einzige Argument, das in meinen Augen dafür sprach, die Beamtinnen einzuweihen, war die winzige Chance, dass der Entführer beim Reinigen der Hütte etwas übersehen hatte. Wenn dem so war, konnte ich von einer Spurensicherung nur profitieren. Aber das Risiko war hoch; niemand konnte mir garantieren, dass die Sache zu meinen Gunsten ausging.

Meine Gedanken an die Hütte verselbständigten sich und warfen eine andere Frage auf: Die Freundin des Entführers hatte die Hütte der Hubers unter dem Namen Emma Thalmann gemietet. Was wäre gewesen, wenn die Polizei ihre Vermisstenmeldung publik gemacht oder Laurenz wegen der Entführung die Kripo eingeschaltet hätte? Die Antwort lag auf der Hand: Die Hubers hätten sich aller Wahrscheinlichkeit nach bei der Polizei gemeldet. Beamten wären zu der Hütte hinausgefahren und hätten mich gefunden.

Wie sicher hatte der Entführer sein können, dass weder eine Vermisstenmeldung veröffentlicht wurde noch dass Laurenz sich an die Kripo wandte? Auch diese Antwort lag auf der Hand: gar nicht! Er hatte lediglich darauf hoffen können. Ein so großes Risiko einzugehen passte jedoch nicht zu ihm. Und nicht zu seiner Planung, wie sie sich mir im Nachhinein darstellte.

Der Gedanke ließ mich nicht los. Irgendetwas stimmte da nicht, griff nicht reibungslos ineinander. Ich zerbrach mir den Kopf auf der Suche nach einer zufriedenstellenden Antwort. Nacheinander ging ich alle Möglichkeiten durch, bis nur eine blieb. Konnte es sein, dass die Hütte der Hubers bloß eine Finte war? Eine falsche Fährte? War ich gar nicht in dieser Hütte festgehalten worden? Dazu würde die Tatsache passen, dass der Mann mir nichts Warmes zu essen oder zu trinken gemacht und die Hütte nicht geheizt hatte. Da sie offiziell vermietet war, hätte aufsteigender Rauch eigentlich kein Problem darstellen dürfen.

»Laurenz, wir fahren zu dieser Hütte«, sagte ich entschlossen.

»Willst du dir das wirklich zumuten? Ich glaube nicht, dass das derzeit gut für dich ist. Wer weiß, was es bei dir auslöst, wenn du wieder in dieser Hütte stehst? Überlass das der Kripo.«

»Nein! Wenn ich mich nicht täusche, haben die beiden mit der Hütte der Hubers eine falsche Spur gelegt. Und ob ich dort festgehalten wurde oder nicht, kann die Kripo nur anhand von Spuren beurteilen. Sollten sie dort keine finden – wovon ich fast ausgehe –, würde sie das nur in ihrer Annahme bestärken, dass es nie einen Entführer gegeben hat. Bitte, Laurenz, begleite mich dorthin. Ich muss die Hütte mit eigenen Augen sehen. Ich möchte der Kripo nicht immer weiter in die Hände spielen und ihnen noch mehr Details liefern, die sie nur gegen mich verwenden können. Sonst stehen sie irgendwann vor unserer Tür und nehmen mich fest.« Wie immer, wenn ich über diese Möglichkeit nachdachte, lief mir ein Schauer über den Rücken.

»So einfach bekommen sie gar keinen Haftbefehl für dich, Emma.



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